Nachhaltiges Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen
Schüttungen
Blähton
Der Ursprung des Blähtons geht auf das Jahr 1917 zurück. Damals entwickelte sich in den USA der uns heute bekannte Blähton. Als Erfinder wird der Amerikaner S.J.Hayde gennant. Aus diesem Grund wird als Synonym für Blähton auch Haydite verwendet. In Deutschland begann man mit der Blähtonproduk tion erst Mitte der 50er Jahre.
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Herstellung:
Bei Blähton handelt es sich um gebrannte, aufgeblähte Tonkügelchen. Durch das verbrennen der organ ischen Bestandteilen im Ton entstehen Hohlräume mit Co2 welche sich dann ausdehnen und so dem Tonkügelchen seine Feinporigkeit gibt. Wichtig bei der Verwendung des Tons ist das dieser kalkarm ist und dessen organische Bestandteile möglichst fein und regelmässig im Ton verteilt sind.
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Hinweise zur Verarbeitung:
Der Dämmstoff wird als Schüttung in Hohlräume eingebracht. Geringe Staubentwicklung ist möglich. Einsatzbereiche:
Währendem Blähton in seiner reinen Form lediglich als Schüttung dient, ist es zudem ein Baustoff der sich dank seiner hohen Druckfestigkeit als Zuschlagmittel sehr gut eignet.
Jegliche Blähton Produkte bieten einen sehr guten Brandschutz ( Brandschutzklasse A2 – s2,d0), sie sind resistent gegen Verrottung und haben eine ausgezeichnete wärmespeicher Eigenschaft. Dadurch eignen sich eine Blähtonschüttung ideal für Hohlräume in Holzbaudecken, um die Wärmespeicherfähigkeit des Holzbaus zu verbessern. Der ausgezeichnete Schallschutz ist ein weiterers Plus für die kombination mit einem Holzbau.
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Baubiologische Stellungnahme:
Eine Wiederverwendung als Schüttung oder Zuschlagstoff ist möglich. Durch die hohen Temperaturen bei der Herstellung ist der Produktionsprozess mit hohem Energieaufwand verbunden. Alle mineralischen Rohstoffe können eine gewisse radioaktive Belastung aufweisen. Diese ist abhängig vom Herkunftsort. In der Regel ist sie aber so gering das keine Gesundheitsgefährdung damit verbunden ist.
Perlite
Der Rohstoff ist vulkanisches Gestein und damit nahezu unbegrenzt vorhanden. Perlite gehören zur Gruppe der mineralischen Korndämmstoffe und werden als Schüttgut oder in Verbindung mit Bindemit teln auch als Platten angeboten. Perlite sind unverrottbar und beständig gegen Ungeziefer. Durch Zug abe von Kunstharzen oder einer Bitumenemulsion kann der Dämmstoff hydrophobiert werden und ist damit wasserabweisend. Der Dämmstoff ist nicht brennbar, außer wenn Kunstharze als Hydrophobierung zugesetzt werden.
Kurzzeitig kann der Dämmstoff Temperaturen von 900 bis1.000 Grad Celsius standhalten.
Herstellung:
Die Ausgangsstoffe für gemahlenes Rohperlit bilden Silizium- und Aluminiumoxid. Es expandiert durch kurzfristige Erhitzung bei circa 1’000 Grad Celsius auf das 10- bis 20- fache seines ursprünglichen Vol umens und verdampft dadurch schlagartig die geringe Eigenfeuchte von 3 bis 6 Prozent. Das Produkt kann anschließend imprägniert oder bituminiert werden.
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Warum Perlite:
Die Wärmedämmwerte sind vorbildlich. Und im Zuge einer Imprägnierung können der Dämmung feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften zugewiesen werden. So ist Perlit nach einer entsprechenden Behandlung in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Perlit ist chemisch inaktiv und weist einen neutralen PH-Wert von ungefähr 7 auf.
Die Nachteile des Dämmstoffs beruhen hauptsächlich auf seiner Feuchtigkeitsempfindlichkeit in unbear beiteter Form.
Einsatzbereiche:
Neben der traditionellen Anwendung als Bau- und Dämmstoff für Neu- oder Altbauten wird Perlit unter anderem als wirtschaftliches und naturreines Filtrat in der Nahrungsmittelindustrie, der Pharmazie oder der Wasseraufbereitung eingesetzt. Als Bodenhilfsstoff im Garten- und Landschaftsbau kann mit Perlit der Wasser- und Lufthaushalt des Bodens reguliert werden.
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Baubiologische Stellungnahme:
Eine Wiederverwendung als Schüttung oder Zuschlagsstoff ist möglich, ansonsten lässt sich das Material zu mittleren Kosten depoinieren. Durch die hohen Temperaturen bei der Herstellung ist der Produktion sprozess mit hohem Energieaufwand verbunden. Alle mineralischen Rohstoffe können eine gewisse ra dioaktive Belastung aufweisen. Diese ist abhängig vom Herkunftsort. In der Regel ist diese bei den oben genannten Dämmstoffen jedoch so gering, dass keine Gesundheitsgefährdung damit verbunden ist.
Schaumglas
Schaumglas setzt sich hauptsächlich aus Quarzsand, Kali-Feldspat, Kalk, Soda und Eisenoxid zusam men. Diese, auch zur Glasherstellung benötigten natürlichen Rohstoffe, sind nahezu unbegrenzt verfüg bar. Als Basis für die Herstellung kann auch Altglas verwendet werden. Schaumglas ist nicht brennbar. Werden beim Brand angrenzender Baustoffe Temperaturen von über 600 Grad Celsius erreicht, beginnt
Schaumglas zu erweichen, der Schmelzpunkt liegt bei circa 1.000 Grad Celsius. Glasschaum-Granulat wird aus Altglas hergestellt und ist als lose Schüttung erhältlich.
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Herstellung
Schaumglas
Die Ausgangsstoffe werden zu Rohglas geschmolzen, anschließend wird das erkaltete Glaspulver zer mahlen und unter Zugabe von Kohlenstoffen (circa 0,15 Gewichtsprozent) in Formen gebracht und auf circa 700 bis 1.100 Grad Celsius erhitzt. Durch die Oxidation des Kohlenstoffes bilden sich Glasblasen und der Schäumungsprozeß wird in Gang gesetzt.
Das Produkt wird anschließend in Platten geschnitten. Der überschüssige Kohlenstoff gibt dem Schaumglas seine dunkle Farbe.
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Glasschaum-Granulat
Gesammeltes Altglas wird sortiert und zermahlen. Wasser, Binde- und natürliche Blähmittel werden zug esetzt, die Mischung getrocknet sowie gebrochen und anschließend bei 800 bis 900 Grad Celsius erhitzt. Die Oberfläche des Granulats mit Korndurchmesser von 30 bis 100 Millimetern versintert.
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Einsatzbereiche
Die stabilen und druckfesten Platten können gegen Erdreich (Kellerwände und Terrassen), auf Flach dächern sowie bei druckbelasteten Flächen verbaut werden. Aufgrund des hohen Materialpreises, wird sich die Anwendung im Regelfall auf diese Einsatzzwecke beschränken.
Das Schüttmaterial ist im Hoch- und Tiefbau vielseitig einsetzbar, zum Beispiel als Perimeterdämmung, Terrassendämmung, Grün- und Flachdach, Industriedach, hochbelastete Deckenkonstruktionen, Straßen bau und vieles mehr. Glasschaum-Granulat ist nicht brennbar - Brandschutzklasse A2 – s2,d0 - und bis 700 Grad Celsius formstabil.
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Baubiologische Stellungnahme
Eine Wiederverwendung als Schüttung oder Zuschlagstoff ist möglich. Durch die hohen Temperaturen bei der Herstellung ist der Produktionsprozess mit hohem Energieaufwand verbunden. Dieses Material ist neben Schaumglasplatten das einzig alternative Material zu Polystyrolprodukten für den Einsatz im Perimeterbereich. (erdberührte Bauteile).
Hanf
Herstellung
Bei einer losen Weiterverarbeitung des Hanfmaterials kommen lediglich Hanfreste und Schäben, also die plattgehauenen Stängelstücke des Hanfstrohs, zum Einsatz. Abgesehen von den brandschutztechnischen Zusatzmitteln, sind keine weiteren Zuschläge notwendig. Mischt man die verholzten Teile mit Lehm, entsteht ein leichtes Schüttmaterial. Mengt man hingegen lösungsmittelfreies Bitumen dazu, entsteht ein Schüttmaterial, das selbstverfestigend ist und sich somit für hochbelastbare Ausgleichsschüttungen als Höhenausgleich auf Beton- oder Holzbalkendecken oder auch als Unterkonstruktion unter Trocken- und Nass-Estrichen eignet. In beiden Fällen werden die Hanfschäben durch ein Material ummantelt, nach einer Vorverdichtung abgebunden und dadurch auch geschützt.
Einsatzgebiete
Die Schallschutzschüttung wird als Schalldämm-, Wärmedämm- und Ausgleichsschüttung eingesetzt. Soll sie innerhalb von druckbelastbaren Fußbodenaufbauten eingesetzt werden, muss sie verdichtet werden (s.o.). Schüttungen kommen als Höhenausgleich auf Beton- oder Holzbalkendecken, als Unterkonstruktion unter Estrichen, zur Auffüllung von Zwischenräumen, als Einbettmaterial für Fußbodenheizungen, als Wärmedämmung für Dachboden bei Kaltdächern sowie als belastbare Trittschalldämmung oder Schalldämmung in Zwischengeschossdecken zur Anwendung. Eine Kombination aus Hanf und Lehm hält dabei auch den Luftschall tieferer Frequenzen auf.
Eine Mischung aus Hanf, Kalk und Lehm kann auch als dämmender Mörtel für Strohballenwände eingesetzt werden.
Kork wird bei der Herstellung von Dämmstoffen zwischen zwei unterschiedlichen Systemen unterschieden, dem Backkork und Korkgranulat, der Presskork wird hauptsächlich als Bodenbelag oder zum Trittschutz verwendet. Bei der Herstellung von Backkork werden dem Kork ca. 350°C heißem Wasserdampf zugeführt und dieser unter Druck gebacken. Durch die hohe Temperatur wird das natürliche Harz Suberin aus den Zellen entfernt, wodurch es zu einer Expandierung der Zellen und zu einer Verklebung mithilfe des Harzes zwischen den Zellen untereinander kommt. Kork steht als Dämmstoff in Form von Platten aber auch als loses Granulat zur Verfügung. Für die Herstellung des Schüttdämmstoffes werden Flaschenkorken aber auch Abfall der Plattenherstellung verwendet.
Herstellung
Die Herstellung und das Expandieren des Korkes, verursacht fast 3/4 der Grauen Energie (ca. 12,7 MJ/kg). Der Lebenszyklus von Backkork reduziert den Treibhauseffekt (ca. -1,4 kg CO2-Äq./kg). Durch seine starke Energieerzeugung in der Nachnutzung, gehört Kork zu einem Plusenergie-Produkt. Außerdem bindet die Korkeiche selbst während des Wachstums Kohlenstoff und wirkt so dem Klimawandel entgegen.
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Einsatzbereich
Kork ist sehr vielseitig einsetzbar. Wegen dem hohen Widerstand gegen Druckbelastung, kann der Rohstoff als Decken- und Bodendämmung verwendet werden. Als Dämmstoff kann er sowohl am Dach also auch an den Wänden verwendet werden. Als Dachdämmung ist Kork als Warm- und Kaltdach einsetzbar. Der Einsatz als Zwischen- und Untersparrendämmung im Dachbereich ist ebenfalls möglich. An Außenwänden kann Kork hinter einer Verkleidung oder unter einer Putzschicht eingesetzt werden, jedoch niemals im Sockelbereich, da es bei langanhaltender Nässe zu einem Pilzbefall kommen kann.
Auch im Holzbau kann Korkgranulat in Holzrahmen- und Holztafelkonstruktionen als Einblasdämmung eingesetzt werden, wobei Schüttkork nur dort eingesetzt werden soll wo die Dämmung nicht belastet wird, und sie sich nach dem Einbringen nicht setzen können. Technisch gesehen ist Kork auch für die Innendämmung einsetzbar, ist aber wegen der Freisetzung von VOCs umstritten.